
Berthold Bühler
Bis heute vermittelt der Dehoga nach außen das Bild, er würde die gesamte Gastronomie vertreten. Dabei sind viele meiner Kollegen der Spitzengastronomie wie ich nie Mitglied gewesen. Der angestaubte Verband und wir Kreative, das passte nicht zusammen. Corona hat mir gezeigt, dass wir Unternehmer schon vor Jahren hätten einen eigenen Verband für Qualitätsgastronomie gründen müssen. Doch bei laufendem Betrieb …
Also engagiere ich mich heute für GASTgold. Weil ich mir für die jetzige Generation denselben hochmotivierten Nachwuchs wünsche, wie ich ihn in der Résidence hatte. Und weil sich das Bild von „Luxus-Gastronomie“ in „Lebensmittel-Ressourcen-schützende-Gastronomie“ wandeln muss. Das ist unsere Aufgabe, die Aufgabe der Qualitätsgastronomie.
Mit 32 verkauft Berthold Bühler sein Auto als Startkapital, macht sich selbständig und pachtet das Hotel Restaurant Résidence. Ein Küchenmeister war zu der Zeit kreditwürdig. 16 Mitarbeiter – Durchschnittsalter 23 – hat sein Team 1984, und es brennt darauf, die Jugendstilvilla in Essen-Kettwig über die Grenzen hinaus bekannt zu machen. „Köchin am Klavier, Kellner trägt Goethe vor“ – so die erste Schlagzeile. Abgedruckt unter einem halbseitigen Foto auf der Titelseite eines wöchentlich erscheinenden Anzeigenblättchens beinhaltet die ganze Bühler-Philosophie: Küche und Gastlichkeit auf einer Stufe, beide gleich ausschlaggebend für die Atmosphäre, das Betriebsklima und wirtschaftlichen Erfolg. Schon nach fünf Jahren leuchten zwei Michelin-Sterne; nach zehn Jahren rangiert die Résidence unter den kulinarischen Top Ten Adressen in Deutschland.
1994 darf Bühlers Team das Dinner zum EU-Gipfel auf der Villa Hügel ausrichten. Und weil es Helmut Kohl so gut schmeckt, wirft der Kanzler die Mittagspläne für den nächsten Tag kurzerhand um und bittet, dass er und seine Staatsgäste an gleicher Stelle von derselben Crew bekocht und bedient werden. Etikette sicher zeigen sich die Damen und Herren der Résidence auch beim Besuch der Queen im Düsseldorfer Landtag und dem 1.000 köpfigen Bankett für sie, sowie bei einem Dinner für Kronprinz Haakon und einigen Essen für verschiedene Bundespräsidenten.
Im Zweitrestaurant unter dem Hoteldach der Résidence erfüllt sich Berthold Bühler 2008 einen Traum und eröffnet das Menürestaurant Club B. Hier lädt er regelmäßig – immer gemeinsam mit einem Stammgast – zu speziellen Themenabenden ein. Bei derartigen Anlässen plaudert der Gast aus dem
Nähkästchen seines Berufsalltags, darunter Politiker, Fachärzte, Handwerksmeister, Musiker und andere.
2012 erhält Berthold Bühler die Ehrenbürgerschaft des Ruhrgebiets und reiht sich damit in die illustre Reihe mit Kardinal Franz Hengsbach, Bundespräsident Johannes Rau und Bundestagspräsident Jürgen Lammert ein.
Zum 65. Geburtstag verabschiedet er sich 2017 in die Freizeit. Nur zweimal hat er sich in 33 Jahren an einen gedeckten Tisch der Résidence gesetzt, um sich bedienen zu lassen. Einmal im Oktober 2016 bei einem Überraschungsabend, als seine Mitarbeiter klammheimlich Bühlers beste Freunde und Weggefährten zu einem Abschiedsdinner eingeladen hatten – und am letzten Öffnungstag: mit seinen Kindern, Kira und Ben.
In sein Privathaus nimmt Bühler den Club B und zwei silberne Entenpressen mit. Für maximal 16 Personen öffnet er ihn seitdem auf Bestellung für Stammgäste und Stammfirmen. Aber nur an zwei Abenden im Monat – weil es Kür bleiben und nicht Pflicht werden soll.
„Ich habe das Bild von Bocuse Trauerfeier im Kopf und stelle mir vor, mit ähnlich vielen Chefs durch das Brandenburger Tor in Berlin einzumarschieren und geschlossen zu protestieren. Für eine Qualifizierung, die endlich vor die Gaststätten-Konzessionsvergabe gesetzt werden muss und für die notwendige Unterstützung unserer Lebensmittel-Lieferanten.
Wer dazu Kontakt mit mir aufnehmen möchte, klicke bitte hier .“